Angesichts der angespannten personellen Situation gewannen die Blue Volleys Gotha völlig unerwartet gegen den Tabellendritten TSV Mimmenhausen mit 3:1 (19;22;-19;23) und sicherten sich drei wichtige Punkte.
Es gab wohl nur Wenige auch im eigenen Umfeld, die vor dem Spiel den Gothaern in dieser Situation einen Sieg über den TSV Mimmenhausen zutrauten. Außer Manager Jörg Fischer, der aus einer Mischung von Zweckoptimismus und Expertise heraus, dem eigenen Team einen 3:0 Erfolg prognostizierte.
Da Kapitän und Diagonalangreifer Robert Werner, Außen/Annahmespieler Matthew Bowers, die Mittelblocker Felix Lesche und Justus Krauße verletzt oder erkrankt ausfielen, standen Gothas Trainer Jonas Kronseder genau drei Zuspieler, einschließlich seiner Person, zwei Mittelblocker, zwei Außenspieler und ein Libero zur Verfügung. Also musste das gute, alte 4+2 System her, in dem er und Stammzuspieler Hannes Krochmann sich diagonal gegenüberstanden. Der Rest stellte sich mit Christoph Aßmann, diesmal der Kapitän des Teams und Antoni Piotrowski auf Außen, Tomasz Gorski und Elias Götze in der Mitte und Libero Max Stückrad von selbst auf.
Nach dem Motto „Wir haben keine Chance also nutzen wir sie“ legten die Blue Volleys gleich gut los und lagen schnell 4:1 vorn. Besonders der zuletzt manchmal etwas unglücklich agierende Aßmann war in dieser frühen Phase der auffälligste Gothaer Spieler. Die Gäste vom Bodensee schienen überrascht von diesem mutigen Auftritt der Hausherren. Vielleicht waren sie noch etwas müde von der langen Anreise und vielleicht unterschätzten sie die personell dezimierten Blue Volleys auch ein bisschen. Jedenfalls gelang es dem Team um Spielertrainer und Volleyballlegende Christian Pampel im gesamten Satz nicht, auszugleichen. Ganz im Gegenteil, in der Crunchtime legten die Gothaer ein „Finale furioso“ hin, das es in sich hatte. Routinier Gorski punktete mit harten Schnellangriffen und gefühlvollen Legern, Zuspieler Krochmann fand Gefallen an seiner neuen Freiheit und zeigte mit gekonnten Linienschlägen, dass ihm auch das Angreifen Spaß macht. Den letzten Punkt des 1.Satzes zum 25:19 holte unter dem großen Beifall des Publikums dann wieder Kapitän Aßmann.
Die Gäste reagierten und wechselten im Zuspiel, wo nun der erfahrene ehemalige Erstligaspieler Federico Cipollone Ruhe in das Spiel des Favoriten bringen sollte. Zunächst mit Erfolg, denn mit ihm wurde das Mimmenhausener Spiel genauer und auch flexibler. Der TSV ging in Führung, doch abschütteln konnte man die Gothaer nicht. Im Gegenteil, zur 1.Technischen Auszeit lagen die Blue Volleys, bei denen systembedingt, ohne Diagonalangreifer, die beiden Außen/Annahmespieler die Hauptlast im Angriff zu tragen hatten, mit 8:7 vorn. Danach gab es wechselnde Führungen mit vielen sehenswerten Aktionen auf beiden Netzseiten.
Bei den Gästen waren es immer wieder die starke Mitte, mit dem späteren MVP Pascal Zippel, Außenangreifer Jan Jalowietski und natürlich der mittlerweile 43-jährige Ex-Nationalspieler Pampel, die für teils spektakuläre Punktgewinne sorgten. Auf Gothaer Seite stand eine aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft, in der Libero Stückrad eine ganz starke Leistung in Annahme und Abwehr ablieferte. In der Crunchtime bewiesen die Gothaer dann große Nervenstärke. Piotrowski lief zu Hochform auf und verwandelte fast jeden seiner Angriffe. Der Pole wurde später nicht unverdient der MVP der Gothaer. Auch Krochmann trug sich mit seinem Angriff zum 25:22 Satzgewinn erneut in die Scorerliste ein.
Die Blue Volleys führten mit 2:0 und hatten damit zumindest einen Punkt sicher.
Dennoch überwog allgemein immer noch die Skepsis, ob die Gastgeber diese bisher überragenden Leistung durchhalten würden. Diese Skepsis schien sich im 3.Abschnitt zu bestätigen. Mimmenhausen zog auf 11:4 davon und Kronseder, der in den Sätzen zuvor mit seiner Ruhe und Erfahrung der Mannschaft Stabilität verliehen hatte, wechselte sich aus. Für ihn kam Hannes Maisch als zweiter Zuspieler in die Partie. Zwar gaben die Thüringer auch in diesem Satz nie auf, kämpften sich nochmal bis auf 19:21 heran, mussten den Satz aber am Ende mit 19:25 abgeben.
Der Negativtrend schien sich im 4.Abschnitt fortzusetzen. Eine Aufschlagserie von Jalowietski brachte den Gästen eine 8:5 Führung. Doch an diesem Abend blieben die Gothaer auch bei Rückstand fokussiert. Besonders deren K2-Spiel war diesmal überragend. Die Angriffssicherung funktionierte und so konnten die Gothaer oftmals im zweiten oder auch dritten Versuch punkten. Im Training immer wieder geübt, klappte es diesmal auch im Spiel richtig gut. Auch das Spiel mit zwei Zuspielern hatte da seine Vorteile, weil immer ein Zuspieler bei Abwehr-oder Sicherungsaktionen in Ballnähe war und den weiteren Spielaufbau garantierte.
Besonders Gothas Saisonneuzugang Piotrowski drehte zum Schluss nochmal richtig auf. Ihn bekamen die Gäste jetzt kaum noch unter Kontrolle.
Eine Schrecksekunde gab es noch im Spiel als Gästezuspieler Cipollone bei einem Blockversuch den Ball ins Gesicht bekam und danach benommen am Boden lag. Er musste ausgewechselt werden und wir hoffen, dass ihm nichts schlimmes passiert ist.
Kurze Zeit später hatten die Hausherren beim Stand von 24:21 drei Matchbälle. Mimmenhausen verkürzte noch auf 24:23 aber nach einer Auszeit stand wenig später nach dem 25.Punkt der Matchgewinn der Blue Volleys fest.
Entsprechend groß danach der Jubel auf Gothaer Seite über diesen unerwarteten Erfolg, den sich die gesamte Mannschaft mit ihrer kämpferischen aber spielerisch starken Leistung rundum verdient hat.
Blue Volleys Gotha mit: Krochmann, Piotrowski, Aßmann, Stückrad, Gorski, Götze, Maisch und Kronseder